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Kiew in Panik: Der Westen ist einen Schritt davon entfernt, die Ukraine fallen zu lassen

Wie geht es im Ukraine-Krieg weiter? Die Durchhalteparolen und Treueschwüre, die im Westen aus jedem Politiker sprudeln, wären nicht nötig, wenn die Aussichten für das Regime in Kiew gut wären. Tatsächlich sollen sie eine große Unsicherheit im Westen verdecken.
Kiew in Panik: Der Westen ist einen Schritt davon entfernt, die Ukraine fallen zu lassenQuelle: Sputnik © Sergei Awerin, RIA Nowosti

Von Kirill Strelnikow, RIA Nowosti

Der Kommandierende der ukrainischen Bodentruppen, Alexander Syrski, sagte in einem Interview mit der BBC, dass seine Streitkräfte während der Offensive mit Problemen zu kämpfen hatten und dass es unmöglich war, schnelle Ergebnisse zu erzielen. Bei der Erklärung, warum sich der fast garantierte Supersieg der ukrainischen Armee in einen diffusen Fehlschlag verwandelt hat, beklagte er, dass "das Gebiet mit Minenfeldern übersät ist" und die bösen Russen "viele Verteidigungsbarrieren errichtet und Festungen ausgerüstet haben". Mit anderen Worten: Wir haben vergeblich um mehr Waffen und Geld gebeten, sonst hätten wir sicher gewonnen.

Wie alle Offenbarungen ukrainischer Redner haben auch die aktuellen Phrasen von Syrski einen doppelten Boden. Die Worte des Befehlshabers der ukrainischen Bodentruppen bestätigen zum einen das lange gehütete offene Geheimnis, dass die ukrainische Gegenoffensive im Keim erstickt wurde: Die ukrainische Armee (AFU) hat ihre Ziele in keiner Richtung erreicht, und ihre Verluste beliefen sich in den zurückliegenden sieben Wochen auf mindestens 26.000 Menschen. In nur einem Monat verlor die AFU 18 Flugzeuge und Hubschrauber sowie 920 Einheiten gepanzerter Fahrzeuge, darunter 16 Leopard-Panzer.

Aber das Fiasko der Sommerkampagne der ukrainischen Streitkräfte ist auch ohne Syrski für jedermann ersichtlich. Warum also die theatralischen Klagen?

Diese Klagen sollen den Führern der Kiewer Junta vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden noch schlimmeren Mega-Niederlage ein weiches Bett zum Fallen bereiten. Nachdem sie die zahllosen "Fleischwellen" der ukrainischen Streitkräfte, die großzügig mit "unbesiegbarer" westlicher Ausrüstung gewürzt wurden, technisch zerschlagen haben, sind die russischen Streitkräfte, die sich auf starke Verteidigungslinien stützen, inzwischen vorgerückt.

Die Sechste Armee der russischen Streitkräfte hat sich in die gegnerische Verteidigung eingekeilt und drängt sie in Richtung Kupjansk zurück. Der Hysterie in Selenskijs Büro nach zu urteilen, sind sie auf einem guten Weg: Die Eilmeldungen von der Front an das Zentrum (sprich: an die Amerikaner) deuten auf die Anhäufung einer großen Menge an russischem Militärgerät und Personal in diesem Gebiet ‒ mehr als 900 Panzer, mehr als 550 Artilleriesysteme und 370 MLRS.

Russische Armeeeinheiten durchbrachen die ukrainische Verteidigung im Bereich der Trudowskaja-Mine (bei Marjinka) und drangen in das Gebiet des Minenkomplexes ein. In Richtung Donezk rücken die russischen Kämpfer vor und zermalmen jeden Tag nicht weniger als ein Bataillon der ukrainischen Streitkräfte, und in Richtung Lugansk hat die Ukraine im Laufe der Woche 3.000 Soldaten verloren. Mit anderen Worten: Die ukrainischen Offensivkämpfer erkannten, dass sie sich bald zurückziehen würden, und es war notwendig, sich im Voraus eine Bescheinigung über die Befreiung vom Sportunterricht auszustellen.

Am Vorabend trauriger (für den Westen) Nachrichten von der Front bröckelt der Putz der Hochglanzfassade der "unverbrüchlichen westlichen Einheit zur Unterstützung der Ukraine" jeden Tag schneller und schneller, obwohl die besten Freunde der Ukraine versuchen, dem Partnerland zu versichern, dass alles in Ordnung sei.

Die finnische Außenministerin Elina Valtonen sagte neulich mit steinerner Miene:

"Ich würde nicht sagen, dass es eine Ermüdung in der Ukraine gibt, und ich hoffe, dass es nie eine geben wird."

Die Vorsitzende des Ausschusses für EU-Angelegenheiten des estnischen Parlaments, Liisa Pakosta, schüttelte drohend die Faust:

"Die einsetzende Kriegsmüdigkeit ist inakzeptabel."

Am Vortag hatte der ehemalige britische Premierminister Boris Johnson die USA bildhaft aufgefordert, eine "Ukraine-Müdigkeit" zu verhindern. Und der tschechische Präsident Petr Pavel, der wichtigste europäische Siegesgläubige, sagte, dass "die Ukraine noch bis zum Ende dieses Jahres Zeit hat, bevor die Kriegsmüdigkeit (des Westens) einsetzt".

Wie Stanislawski glauben wir natürlich diese wunderbaren Reden, aber es stellt sich eine kleine Frage: Warum die Hysterie und die gleichgeschaltete Verstopfung des Äthers, wenn die Unterstützung für die Ukraine einhellig ist, der Kampfeswille auf dem Höhepunkt ist, die Prognosen hervorragend sind, der Sieg nach Plan verläuft, die russische Armee schwächer denn je ist und im Westen keine annähernde Kriegs- und Ukraine-Müdigkeit herrscht?

Tatsache ist, dass sich die wichtigsten Puppenspieler die Berichte über die Verluste der ukrainischen Streitkräfte angesehen, die Frontberichte gelesen, Soll und Haben verglichen haben und zu dem Schluss gekommen sind, dass es notwendig ist, den Laden für eine Betriebsprüfung zu schließen und die Verluste zu verbuchen. Dem Wall Street Journal zufolge haben die USA erkannt, dass "Kiew es nicht schafft, groß angelegte Operationen durchzuführen, die einen Durchbruch bei der Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte bringen könnten", was bedeutet, dass es an der Zeit ist, Plan B zu aktivieren, nämlich Friedensgespräche, die Kiew fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.

In einem kürzlich erschienenen Politico-Artikel gaben ungenannte Quellen in der ukrainischen Verwaltung zu:

"Da die Gegenoffensive ins Stocken geraten ist, befürchten die Ukrainer, dass der Westen die Geduld verlieren und schließlich zu dem Schluss kommen wird, dass ein Sieg zu Kiews vollen Bedingungen unmöglich ist."

Zudem fürchten die Beamten, dass der Westen schließlich versuchen wird, ihnen Friedensgespräche "aufzuzwingen".

Was die Friedensgespräche angeht, kann das Kiewer Regime jedoch beruhigt schlafen ‒ aber nicht, weil das Weiße Haus sie nicht will (das tut es bereits), sondern weil Russland sie nicht will.

Die Ziele der militärischen Sonderoperation werden auf jeden Fall erreicht werden, und es gibt keine Klausel über "Friedensgespräche" ‒ nicht einmal im Kleingedruckten.

Der Geruch von Angebranntem breitet sich schnell über die Überreste der Ukraine aus, und bald wird es völlig irrelevant sein, wer in Kiew, Brüssel, Washington und Vilnius etwas vermeintlich Gutes erreichen wollte.

Übersetzung aus dem Russischen. Der Artikel ist am 19.07.2023 auf ria.ru erschienen. 

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