Meinung

Warum das Pentagon zu einem ein Multi-Billionen-Dollar-Betrugsapparat geworden ist

Das US-Verteidigungsministerium hat das sechste Jahr in Folge die Überprüfung seiner Bücher nicht erfolgreich durchführen können. Dies wird jedoch das Pentagon nicht daran hindern, das Geld der amerikanischen Steuerzahler weiterhin ungeniert in ein schwarzes Loch zu schütten.
Warum das Pentagon zu einem ein Multi-Billionen-Dollar-Betrugsapparat geworden istQuelle: AFP © Robert Atanasovski

Von Scott Ritter

Kürzlich musste das Pentagon zugeben, dass es keine Rechenschaft über mehrere Billionen US-Dollar – Gelder amerikanischer Steuerzahler – ablegen könne, nachdem zum sechsten Mal in Folge eine umfassende jährliche Überprüfung der Bücher nicht möglich gewesen ist.

Der Prozess der jährlichen Überprüfung besteht aus 29 Unterprüfungen der verschiedenen Dienste des Verteidigungsministeriums, von denen dieses Jahr nur sieben tatsächlich überprüft werden konnten. Das stellt keinen wesentlichen Fortschritt gegenüber dem vergangenen Jahr dar. Diese jährlichen Überprüfungen wurden zudem erst im Jahr 2017 eingeführt, was bedeutet, dass das Pentagon noch nie eine Überprüfung erfolgreich durchlaufen konnte. Das diesjährige Scheitern machte einige Schlagzeilen, wurde von den Mainstream-Medien kurz kommentiert und dann ebenso schnell von einer amerikanischen Gesellschaft vergessen, die es gewohnt ist, Geld in das schwarze Loch namens Verteidigungsministerium zu schütten.

Der Verteidigungshaushalt der Vereinigten Staaten ist grotesk hoch. Seine 877 Milliarden US-Dollar stellen die 849 Milliarden US-Dollar in den Schatten, die von den nächsten zehn Nationen in der Rangliste der Verteidigungshaushalte kombiniert ausgegeben werden. Dennoch kann das Pentagon über die 3,8 Billionen US-Dollar an Vermögenswerten und 4 Billionen US-Dollar an Verbindlichkeiten, die es auf Kosten des US-Steuerzahlers ausgegeben hat – angeblich zur Verteidigung der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten – keine vollständige Rechenschaft ablegen.

Während die Regierung von Joe Biden 886 Milliarden US-Dollar für den Verteidigungshaushalt des nächsten Jahres anstrebt und der US-Kongress offenbar bereit ist, diesen Betrag um weitere 80 Milliarden US-Dollar aufzustocken, zeigt sich eine offensichtliche Gleichgültigkeit des amerikanischen Kollektivs – Regierung, Medien und Öffentlichkeit – dass fast eine Billion US-Dollar für Verteidigung ausgegeben werden soll. Dies spricht Bände über den allgemeinen Bankrott des amerikanischen Establishments.

Wenn es um die Verteidigungsausgaben geht, so haben sich die Amerikaner daran gewöhnt, große Zahlen zu sehen. Und daher erwarten sie von ihrem Militär auch große Dinge. Tatsache ist jedoch, dass das US-Verteidigungsestablishment in Realität immer mehr den Zahlen in den Büchern ähnelt, die ein Buchhalter zu frisieren versucht hat – nichts passt zusammen.

Obwohl das amerikanische Volk rund 2,3 Billionen US-Dollar für ein zwei Jahrzehnte währendes militärisches Missgeschick in Afghanistan hinblättern musste, wurde es im August 2021 live im Fernsehen Zeuge eines schmachvollen Rückzugs aus dieser Bergnation. Dasselbe geschah mit den 758 Milliarden US-Dollar für die Invasion des Irak im Jahr 2003 und die anschließende jahrzehntelange Besetzung dieses Landes. Im Jahr 2011 wurden die USA zum Abzug aus dem Irak gezwungen, nur um 2014 für ein weiteres Jahrzehnt zur Jagd auf ISIS dorthin zurückzukehren. Dies war wiederum ein Ausdruck des Scheiterns des ursprünglichen Unterfangens des irakischen Abenteuers. Insgesamt haben die USA mehr als 1,8 Billionen US-Dollar für ihren 20-jährigen Albtraum im Irak und in Syrien ausgegeben.

Diese Zahlen sind unglaublich hoch – so hoch, dass sie für den Durchschnittsbürger bedeutungslos werden. Das US-Verteidigungsministerium ist dermaßen gewaltig aufgebläht worden, dass es im wahrsten Sinne des Wortes zu einer unmöglichen Mission geworden ist, eine Prüfung der Bücher durchzuführen. Das amerikanische Volk könnte zwar bereit sein, den einen oder anderen Buchhaltungsfehler hinzunehmen, aber der Verteidigungshaushalt ist gleichbedeutend mit der amerikanischen Militärmacht und den Vorstellungen des "Amerikanischen Exzeptionalismus".

Tatsache ist, dass das unbekümmerte Vorgehen der USA bei den Verteidigungsausgaben zu einem Betrug gigantischen Ausmaßes geführt hat: Dem amerikanischen Volk wurde eine Mogelpackung verkauft – ein Militär, das in der Lage sei, weltweit Macht auszuüben, um die sogenannte "regelbasierte internationale Ordnung" aufrechtzuerhalten, auf der die Idee des "Amerikanischen Exzeptionalismus" basiert. Wie sich jedoch herausstellt, ist das US-Militär genauso nutzlos wie die Zahlen in den Büchern des Pentagons.

Das amerikanische Volk hat einen Apparat gekauft, der nicht in der Lage ist, einen großen Krieg gegen einen potenziellen Gegner zu führen und zu gewinnen. Es ist den USA nicht mal gelungen, Al-Qaida, ISIS und die Taliban zu bekämpfen. Und die USA sind weder in der Lage, China noch Russland in einem Krieg zu besiegen, geschweige denn Regionalmächte wie Nordkorea und Iran. Und doch werden die Amerikaner weiterhin bedingungslos in diesen Apparat investieren, scheinbar ohne zu hinterfragen, in der Erwartung, dass ein System, das eine simple Buchprüfung nicht besteht, auf magische Weise in Zukunft ein anderes Ergebnis als bisher liefern wird, während das amerikanische Volk, nichts dafür tut, um ein anderes Ergebnis einzufordern.

Kurz gesagt, der Verteidigungshaushalt ist das Äquivalent eines "Abo-Modells", bei dem das amerikanische Volk die US-Regierung regelmäßig dafür bezahlt, Ergebnisse zu erzielen, die zur Aufrechterhaltung eines überhöhten Selbstwertgefühls erforderlich sind. Wir Amerikaner haben uns so sehr daran gewöhnt, der größte und böseste Tyrann in der Welt zu sein, dass wir davon ausgehen, dass wir einfach dadurch, dass wir Geld in ein System stecken, das mehr als siebzig Jahre lang die gewünschten Ergebnisse gebracht hat, die guten Zeiten beibehalten können. Aber wenn man Geld in ein System steckt, das darauf konditioniert wurde, ohne Rechenschaftspflicht zu funktionieren, sollte man sich nicht wundern, wenn sich herausstellt, dass das glänzende Schloss auf dem Hügel, das man gekauft zu haben glaubte, sich als Kartenhaus entpuppt.

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Aus dem Englischen.

Scott Ritter ist ein ehemaliger Offizier für Aufklärung der US-Marineinfanterie und Autor. Er diente den USA in der Sowjetunion als Inspektor für die Umsetzung der Auflagen des INF-Vertrags, während des Zweiten Golfkriegs im Stab von General Norman Schwarzkopf und war danach von 1991 bis 1998 als Waffen-Chefinspekteur bei der UNO im Irak tätig. Derzeit schreibt Ritter über Themen, die die internationale Sicherheit, militärische Angelegenheiten, Russland und den Nahen Osten sowie Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung betreffen.  Man kann ihm auf Telegram und auf X unter @RealScottRitter folgen.

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