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Angriffe auf Donauhäfen lassen die Ukraine ohne Geld und Waffen

Russlands Streitkräfte greifen ukrainische Häfen erneut an. Hatten sich die Schläge zuvor gegen Odessa und Nikolajew gerichtet, sind inzwischen Häfen an der Donau das Ziel. Welche Strategie verfolgt Russland und wie hängt sie mit Selenskijs Plänen zur Fortsetzung des Getreideexports zusammen?
Angriffe auf Donauhäfen lassen die Ukraine ohne Geld und WaffenQuelle: Gettyimages.ru © Education Images

Von Darja Wolkowa

In der Nacht auf Montag ist die Infrastruktur eines der ukrainischen Häfen an der Donau beschädigt worden. Dies berichtete die Pressesprecherin des ukrainischen operativen Kommandos Süd, Natalja Gumenjuk, ohne zu präzisieren, um welches Objekt es sich genau handele. Ihr zufolge seien "bestimmte Hafenkapazitäten" unter Beschuss genommen worden.

Gumenjuk behauptete, dass die Rede von Kränen sei, die die Arbeit des Hafens gewährleisten. Darüber hinaus seien ein Getreidesilo und mehrere Lagergebäude für sonstige Güter beschädigt worden. Medienberichten zufolge waren in der Nacht auf Montag heftige Explosionen im Gebiet Odessa zu hören, unter anderem in der Stadt Ismail.

Der Militäranalytiker Daniil Bessonow berichtete auf seinem Telegram-Kanal, dass im Netz Angaben über Einschläge in der im Gebiet Odessa an der Donau gelegenen Stadt Reni erschienen seien. Der Hafen und Ölspeicher sollen angegriffen worden sein, erklärte er. Die Stadt Reni gehört zum Kreis Ismail.

Dies ist nicht die erste Attacke der russischen Streitkräfte auf die Hafeninfrastruktur der Ukraine. So hatte Russland in der vergangenen Woche einen massiven Vergeltungsschlag gegen Objekte in Odessa ausgeführt, die Terroranschläge gegen Russland vorbereiteten unter Einsatz von unbemannten Booten. Parallel dazu wurden in den Kreisen Odessa und Nikolajew Getreidesilos mit einem Gesamtvolumen von über 70.000 Tonnen vernichtet.

Später räumte dies auch das ukrainische Kommando ein und gab an, dass die Terminals mit Raketen der Typen Onyx und X-22 angegriffen worden seien. Nachdem eine Industrieanlage und zwei Lagerhäuser im Kreis Odessa getroffen worden waren, bezeichnete der Bürgermeister Odessas, Gennadi Truchanow, die Vergeltungsschläge als den größten Angriff seit dem Beginn der Militäroperation. Er bezeichnete jene Nacht außerdem als "schrecklich".

Nach Meinungen von Experten müssen Angriffe gegen die Hafeninfrastruktur der Ukraine täglich erfolgen, um effektiv zu sein. Hierfür gibt es zwei Gründe.

Erstens versucht Selenskijs Regierung nach der Kündigung des Getreideabkommens beharrlich, andere Länder dazu zu bringen, die Zusammenarbeit mit der Ukraine fortzusetzen und alternative Getreidetransportrouten einzurichten. Dies verwundert nicht, war doch das Abkommen eine Quelle der Bereicherung für hochrangige Beamte und Militärs der Ukraine. Dabei ist die Donau ein wichtiger Flusstransportweg.

Der zweite Aspekt hängt mit der Militärlogistik zusammen. Wie auch im Fall des Getreideabkommens, war es möglich, auf Schiffe Kriegsgerät, Waffen und Treibstoff für das ukrainische Militär zu verladen und diese Güter als Lebensmittel auszugeben. Die Zerstörung der ukrainischen See- und Flusshäfen werde Russland erlauben, dieses Problem zu lösen, vermuten Experten.

"Die Donauhäfen sind im Vergleich zu denjenigen in Odessa relativ kompakt gelegen. Daher können systematische Angriffe gegen diese Infrastruktur sie gänzlich außer Betrieb setzen", erklärte der Wirtschaftswissenschaftler und Politologe Iwan Lisan.

"Ein Einzelangriff wird allerdings die Schifffahrt kaum ernsthaft beeinträchtigen. Die Donau ist ein großer Fluss, der schnell in die territorialen Gewässer Rumäniens übergeht. Da Russland seine Angriffe präzise und punktuell ausführt, kann sich der Umfang der Schifffahrt nur verringern", erklärte der Experte.

"Nachdem das Getreideabkommen aufgekündigt worden war, verringerten sich die ukrainischen Agrarexporte um das Doppelte. Selenskij benötigt neue Routen für die Getreideausfuhr. Und hier wurde die Donau zur besten Option. Sollte die Ukraine auch diesen Kanal verlieren, wird der Export noch einmal stärker einbrechen", betonte er. Somit haben Russlands Angriffe nicht nur einen militärischen Zweck, sondern sollen auch die Ukraine daran hindern, ihr Getreide auf Umwegen auszuführen, so Lisan weiter.

"Die Donau ist eine sehr wichtige Wasserroute, die praktisch durch halb Europa fließt. Jetzt, nach dem Ende des Getreideabkommens, nutzt Selenskijs Regierung die Häfen an diesem Fluss, um Kriegsgerät zu erhalten und Agrarerzeugnisse zu exportieren. Dank dieser Route hält die Ukraine die Kampffähigkeit ihrer Gruppierung an der Schwarzmeerküste aufrecht", erklärte der Militärexperte Wassili Dandykin.

"Deswegen besteht die militärische Zweckmäßigkeit der Angriffe auf die Hafeninfrastruktur der Ukraine an der Donau darin, dass es notwendig ist, Waffenimporte und Getreideexporte auf diesem Weg zu verhindern. Werden solche Maßnahmen systematisch ergriffen, wird es möglich sein, die Schifffahrt ganz zum Stillstand zu bringen und diese für Selenskij wichtige logistische Route zu kappen", erklärte er.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei Wsgljad.

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