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Einer der vier Präsidentschaftskandidaten der Türkei zieht seine Kandidatur zurück

Muharrem İnce hat seine Kandidatur bei den türkischen Präsidentschaftswahlen drei Tage vor der Wahl zurückgezogen. Er beschuldigte seine Gegner, Porno-Deepfakes zu veröffentlichen und Geld auf die Konten seines Sohnes zu überweisen, um seinen Ruf zu zerstören.
Einer der vier Präsidentschaftskandidaten der Türkei zieht seine Kandidatur zurückQuelle: Gettyimages.ru © Evrim Aydin/Anadolu Agency

Muharrem İnce, Vorsitzender der Partei Memleket Partisi (Heimatpartei) und Präsidentschaftskandidat in der Türkei, hat drei Tage vor der Wahl seinen Rückzug angekündigt, berichtete Haber7. Er erklärte:

"Ich habe mich 45 Tage lang gewehrt. Ich ziehe meine Kandidatur zurück, ich tue dies für mein Land."

Er sagte, dass er in den vergangenen 45 Tagen mehr erlebt habe als in 45 Jahren. Er warf seinen Gegnern vor, dass sie versucht hätten, seinen Ruf zu zerstören, unter anderem durch die Veröffentlichung von Porno-Deepfakes und die Überweisung von Geldern unbekannter Herkunft auf die Konten seines Sohnes. İnce beschwerte sich auch über die Untätigkeit der Staatsanwaltschaft und betonte, dass er der einzige Kandidat sei, der sein gesamtes Vermögen ehrlich offengelegt habe.

Die Präsidentschaftswahlen in der Türkei finden am 14. Mai statt. Neben İnce kandidieren der amtierende Präsident und Chef der Partei Adalet ve Kalkınma Partisi (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung), Recep Tayyip Erdoğan, der Chef der Cumhuriyet Halk Partisi (Republikanische Volkspartei), Kemal Kılıçdaroğlu, und der Kandidat des Wahlbündnisses Ata İttifakı (Nationalistische Allianz), Sinan Oğan.

Auch Muharrem İnce war bis 2018 Mitglied der Republikanischen Volkspartei, doch nachdem er die Präsidentschaftswahl 2018 gegen Erdoğan verloren hatte, warf er der Partei mangelnde Unterstützung vor und verließ sie. Der Politiker hat wiederholt seine Differenzen mit der Volksallianz und der Republikanischen Volkspartei geäußert, hat aber direkte Kritik an Kemal Kılıçdaroğlu (CHP) vermieden. Anfang Mai erklärte İnce, dass er seinen ehemaligen Genossen unterstützen wird, wenn die Volksallianz den Plan aufgebe, im Falle eines Wahlsiegs Erdoğans zwei seiner ehemaligen Mitarbeiter zu Vizepräsidenten zu machen.

Soziologen stellten fest, dass bei den Präsidentschaftswahlen in der Türkei zwar vier Kandidaten antraten, aber nur zwei von ihnen eine realistische Chance auf den Sieg haben – der amtierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der Oppositionsführer Kılıçdaroğlu. Nach den von Politico zusammengefassten Meinungsumfragen (Poll of Polls) wird der amtierende Präsident in der ersten Runde 44 Prozent der Stimmen erhalten, während sein Gegner auf 49 Prozent kommt.

Euronews hat Daten von sechs türkischen Denkfabriken analysiert. Fünf der sechs verzeichnen einen Vorsprung von Kılıçdaroğlu im ersten Wahlgang, der jedoch nicht ausreicht, um die 50 Prozent-Hürde zu überschreiten. Es wird erwartet, dass Kılıçdaroğlu in der zweiten Runde die Stimmen der İnce-Wähler erhält und seinen Vorsprung vor Erdoğan ausbauen kann.

Die Amtszeit des Präsidenten ist in der Türkei auf zwei Fünfjahresperioden begrenzt, aber Erdoğan ist seit August 2014 im Amt und kandidiert für eine dritte Amtszeit. Die Möglichkeit dazu erhielt er nach einem Verfassungsreferendum im Jahr 2017, als das Land die parlamentarische Regierungsform zugunsten einer präsidialen Regierungsform aufgab. Insgesamt ist Erdoğan seit mehr als 20 Jahren an der Macht – von 2003 bis 2014 war er Premierminister, ein Amt, das im Jahr 2018 abgeschafft wurde.

Die Abstimmung beginnt am Sonntag um 8 Uhr morgens, die Wahllokale schließen um 17 Uhr, und die ersten Ergebnisse werden um Mitternacht bekannt gegeben. Sollte kein Kandidat die 50-Prozent-Hürde erreichen, wird am 28. Mai eine zweite Runde durchgeführt.

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