Europa

Neue westliche Ängste: Russland belebt sein altes Imperium wieder

Immer mehr Menschen in der EU sind ihre US-hörigen Eliten leid, die gegen die Interessen der einfachen Bürger Reformen und politische Maßnahmen durchführen. Stattdessen erhalten Politiker, die als "Russlandversteher" abgestempelt werden, immer mehr Zulauf.
Neue westliche Ängste: Russland belebt sein altes Imperium wiederQuelle: Sputnik © Natalja Seliwerstowa

Von Wiktorija Nikiforowa, RIA Nowosti

Wir leben in einer Zeit, in der die Karten der zukünftigen Welt von allen neu gezeichnet werden. Staatsgrenzen werden nach Lust und Laune einer ungezügelten Fantasie neu gezogen. Es gibt viele Karten der unzusammenhängenden Staaten Amerikas, eine Karte des "entkolonialisierten" Russlands, des kollabierten Chinas, der zerfallenen EU. An den Grenzen ehemaliger Imperien und Blöcke würden die bizarrsten Schimären-Staaten entstehen. Barcelona träumt von der spanischen Mark, Belfast von einer Vereinigung mit Irland.

Die Kollegen von Politico Europe sagen voraus, dass das österreichisch-ungarische Reich auf den Trümmern der EU wiedergeboren werden könnte. Was könnte so unterschiedliche Länder und Völker wieder vereinen? Ganz einfach: die Abneigung gegen die USA, der Unwille, Befehle aus Brüssel entgegenzunehmen und die Sympathie für Russland.

In Österreich gewinnt Herbert Kickl, Chef der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), rasch an Punkten. Den Umfragen zufolge könnte er schon in diesem Jahr an die Spitze des Landes gelangen. Dieser Kandidat ist in Brüssel äußerst unbeliebt. Die EU-Bürokraten betrachten die FPÖ als rechtsextreme Aktivisten, und Kickl selbst wird von allen Seiten als Verschwörungstheoretiker, Populist und Nationalist beschimpft.

Allein diese Wortwahl lässt darauf schließen, dass der Politiker in Opposition zu Brüssel steht. In der Tat hat Kickl die Coronavirus-Lockdowns und den Betrug bei der Beschaffung von US-Impfstoffen scharf kritisiert. Er will den Zustrom von Migranten nach Österreich energisch eindämmen, gegen die Grünen vorgehen, die den Energie- und Industriesektor des Landes ruinieren, und die Beziehungen zu Russland verbessern.

Anders als die meisten europäischen Politiker dient Kickl nicht den Interessen von Konzernen, Banken und US-amerikanischen Oligarchen. Sein gesamtes Programm ist buchstäblich die Stimme des österreichischen Volkes, und das ist genau das, was das Volk will. Nicht umsonst hat die letzte Umfrage gezeigt, dass 78 Prozent der Österreicher für die Wiederaufnahme normaler Beziehungen zu Russland nach dem Ende der russischen militärischen Sonderoperation sind. So gesehen ist Kickl natürlich in gewisser Weise ein Populist, aber das ist es doch, was wir Demokratie nennen – die Macht des Volkes, nicht die Macht der Demokraten.

Eine ähnliche Geschichte spielt sich in der Slowakei ab. Dort liegt Robert Fico, der ehemalige Premierminister des Landes, in den Umfragen vorn. Im Jahr 2018 trat er im Zuge einer Protestwelle zurück, die stark an eine proamerikanische Farbrevolution erinnerte. Heute ist er zurück in der großen Politik und will im September an die Führungsspitze des Landes gelangen. Ficos wichtigstes Wahlversprechen ist, die Unterstützung seines Landes für die Ukraine zu beenden.

Und dann ist da noch der ewige Unruhestifter Viktor Orbán in Ungarn mit denselben brüsselfeindlichen "Irrlehren" – gegen Migranten, den LGBT-Kult sowie das Schüren von Konflikten in der Ukraine.

Die "Populisten" sind auch in Ostdeutschland angekommen. Die Zustimmungswerte der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) steigen hier in einer Weise, die sowohl Berlin als auch Brüssel ernsthaft erschreckt hat. Das EU-Establishment nannte diese Partei einst die "extreme Rechte", aber heute wird sie noch schlimmer gebrandmarkt – die AfD sei eine Partei der "Russlandversteher". Das ist eine schreckliche Ketzerei in der heutigen EU. Das Einzige, was noch schlimmer ist als diese Ketzer, sind "Putinversteher".

Doch trotz all dieser Hetze in den offiziellen Medien unterstützen die Massen immer mehr die AfD. In ganz Deutschland liegt sie durchschnittlich auf dem dritten Platz, knapp hinter den Spitzenreitern. Aber wenn die Wahlen nur in Ostdeutschland stattfinden würden, so hätten sie alle Chancen auf einen Sieg – dort liegt die Partei bei über 26 Prozent. Muss ich noch erwähnen, dass das Hauptanliegen der AfD die rasche Lösung des Ukraine-Konflikts ist?

Im Grunde hat die Sonderoperation die EU gespalten, und es gibt einen ganzen Oppositionsblock von Staaten und Ländern, die "Russland verstehen". Umfragen zeigen, dass in Österreich, der Slowakei, Ostdeutschland und den Balkanländern, die zwischen der EU und Russland liegen, die Mehrheit der Bevölkerung Russland wohlwollend gegenübersteht. In seinen Grundzügen ähnelt dieser Länderblock dem Österreichisch-Ungarischen Reich.

Es ist klar, dass das prorussische Konglomerat nicht mit den offiziellen Grenzen der europäischen Länder übereinstimmt, aber Russland hat diese Grenzen immer wieder umgestaltet und neu gezogen – schließlich hat Moskau erst kürzlich Ostdeutschland an die Westdeutschen übergeben. Doch wie es scheint, geht es den Ostdeutschen in der BRD nicht so gut, sonst würden sie nicht so sehr nach "der Alternative" zum gesamtdeutschen Weg suchen. In den Ländern des Warschauer Paktes hat Russland natürlich Millionen von Verbündeten. Auch in Italien und Griechenland haben große Teile der Wähler Verständnis für Russland und Putin.

Die Frage, wer an der Spitze des neuen Österreich-Ungarns stehen wird, stellt sich gar nicht. Es ist klar, dass ein souveränes Russland zum Anziehungspunkt für all jene kleinen Nationen werden wird, die von der paneuropäischen liberalen "Erzählung" erschöpft sind, die den einheimischen Völkern Europas nur ein beschleunigtes Aussterben beschert.

Nicht umsonst sind die Habsburger in Österreich heute so besorgt. Karl von Habsburg-Lothringen schürt in der Ukraine Nazismus und Russophobie, zombifiziert die Einheimischen mit den von ihm gekauften Medien und ruft seine US-amerikanischen Gönner offen dazu auf, "das Regime in Russland" zu stürzen. Er glaubt immer noch, dass die Westukraine sein erbliches Lehen ist. Wäre der Erzherzog doch nur auf ein Pferd gestiegen, hätte sich mit dem Schwert umgürtet und wäre losgeritten, um mit den Polen um Galizien zu kämpfen – auch sie betrachten diesen Teil der Ukraine als den ihren. Aber nein, Karl Habsburg hat höchstens die Möglichkeit, die bedauernswerten Kosaken als Stellvertreter an die Front zu schicken.

Es ist zu bezweifeln, dass die Völker der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie einen solchen Typen mögen würden. Karls Vater, Otto Habsburg, war einer der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF). Heute geht es bei den Ideen des WEFs darum, das alte Europa unter sich zu begraben – es mit Migranten zu überschwemmen, es mit militanten Transgendern zu erdrücken und die gesamte Industrie zugunsten einer grünen Agenda zu zerstören.

Das Modell einer neuen Welt, in der ein paar Reichen alles gehört und Millionen von Menschen in einem digitalen Konzentrationslager leben, passt perfekt zu den Wünschen von Aristokraten wie den Habsburgern. Warum also sollte Österreich-Ungarn, in welcher Form auch immer, einen solchen Erzherzog brauchen? Richtig, bei Russland wäre es viel besser aufgehoben.

Übersetzung aus dem Russischen. Der Artikel ist am 13. Juni 2023 auf RIA Nowosti erschienen.

Wiktorija Nikiforowa ist eine Kolumnistin bei RIA Nowosti.

Mehr zum ThemaOrbán: "Ich kümmere mich um mein eigenes Land, ich stehe für Ungarn"

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.